30. August 2024: Kundgebung und Demo anlässlich des bundesweiten Gedenktages für die Opfer von Abschiebungen und Abschiebehaft, Treffpunkt S-Bahn Hannover-Flughafen 16:30 Uhr
Am 10.04.2024 hat das EU-Parlament der GEAS-Verschärfung zugestimmt. Eine Reform des gemeinsamen Europäischen Asylsystems, welche nun wohl einen neuen historischen Tiefpunkt des Geflüchtetenschutzes in Europa erreicht hat.
Abschiebungen ohne gewährleisteten Schutz, Asylschnellverfahren an den Außengrenzen, illegale Push-Backs in den sicheren Tod oder Kinder in Abschiebehaft. Dies soll keine stumpfe Aufzählung von brutalstem Umgang mit schutzsuchenden Menschen sein. Es ist die Lebensrealität und das Schicksal unzähliger Menschen.
Während die Außengrenzen der EU immer weiter aufgerüstet werden und immer mehr Menschen auf der Suche nach Schutz an diesen Grenzen ihr Leben lassen müssen, wird gleichzeitig der Druck aus der Politik immer größer, Abschiebungen mit aller Brutalität durchzusetzen.Selbst der Bundeskanzler profiliert sich mit populistischer Abschieberhetorik und auch die Grünen tragen die Verschärfungen mit. Statt grundsätzlicher Gesellschaftskritik aus dem Weg zu gehen, und Wichtigkeiten beiseite zu schieben, könnte die Politik ein System entwickeln, welches das gemeinsame Zusammenleben aller Menschen ermöglicht. Abgesehen davon, dass die Abschiebepolitik Menschenrechte mit Füßen tritt, wäre es auch sinnvoll, sich endlich ernsthaft mit den in Zukunft steigenden Zahlen an fliehenden Menschen aufgrund der Klimakrise auseinanderzusetzen.
Damit einhergehend wird auch die Abschiebehaft ausgeweitet – eine über hundert Jahre alte, brutale und rassistische Praxis Deutschlands zur Inhaftierung unschuldiger Menschen. Beispielsweise ist am Flughafen BER ein neues großes „Ausreisezentrum“ in Planung. Auch der Flughafen Hannover-Langenhagen ist mit seinem Abschiebeknast und den zunehmenden Sammelabschiebungen Teil der menschenverachtenden „Abschiebeoffensive“. Afghanistan, Pakistan und Nigeria sind Länder, in die von Hannover aus in lebensbedrohliche Situationen abgeschoben wurde.
Menschen sterben nach der Abschiebung, aber auch wegen bevorstehender Abschiebung und bei Durchsetzung der Abschiebung.
[Triggerwarnung Suizid/Tod]
Jedes Jahr wird am 30. August an vier Todesopfer erinnert, die an diesem traurigen Datum in Zusammenhang mit ihrer Abschiebung starben:
- 30. August 1983: Kemal Altun springt aus dem Fenster des Westberliner Verwaltungsgerichtes und erliegt seinen Verletzungen. Zu diesem Zeitpunkt ist er 23 Jahre alt und verbringt während eines Auslieferungsverfahrens in die Türkei 13 Monate in Auslieferungshaft.
- 30. August 1994: Kola Bankole erstickt in einer Lufthansamaschine auf dem Weg nach Nigeria. Er wurde während der Abschiebung geknebelt, gefesselt und mit Psychopharmaka „ruhig gespritzt“.
- 30. August 1999: Rachid Sbaai stirbt in einer Arrestzelle der JVA Büren, da die Matratze der Einzelhaftzelle in Brand geriet.
- 30. August 2000: Antankou Dagwasoundel stürzt bei dem Versuch, sich aus dem Fenster seines überwachten Krankenhauszimmers abzuseilen und sich so der bevorstehenden Abschiebungshaft in Berlin-Köpenick zu entziehen, in den Tod.
In Hannover erinnern wir zudem an den Tamilen Arumugasamy Subramaniam, der sich am 08. Dezember 2000 mit nur 17 Jahren im Knast in Langenhagen aus Angst vor der Abschiebung nach Sri Lanka das Leben nahm.
Wir wollen den bundesweiten Gedenktag gegen Abschiebung zum Anlass nehmen, um am Flughafen Hannover-Langenhagen gegen die brutale Abschiebepolitik zu protestieren.
Mobilisiert zum Protest, seid dabei und gedenkt mit uns.
Zusammen gegen den Rechtsruck – Für eine solidarische Welt!
Unterzeichner:innen
- ADV Nord
- AFK Hannover
- Die Linke Hannover
- Femrat Hannover
- Flüchtlingsrat Niedersachsen
- Gemeinsam Kämpfen Hannover
- Hannover Solidarisch
- IIK Hannover
- Medinetz Hannover
- No Lager Osnabrück
- Rote Hilfe Hannover
- Seebrücke Braunschweig
- Seebrücke Hannover
- Solinet Hannover